Freitag, 2. Januar 2015

[Rezension] Verblendung






  • von Stieg Larsson
  • Schwedischer Titel: Män som hatar kvinnor
  • übersetzt von Wibke Kuhn
  • Heyne
  • 688 Seiten
  • ISBN: 978-3-453-50384-7




Inhalt: Mikael Blomkvist ist Journalist und Herausgeber der Zeitschrift Millenium. Bis er sich  mit dem berühmt-berüchtigten Geschäftsmann Wennerström anlegt. Sein guter Ruf und seine Glaubwürdigkeit sind schnell dahin und er ist psychisch und finanziell am Ende, doch der Geschäftsmann Hendrik Vanger macht ihm ein Angebot, das Mikael schließlich annimmt: Er soll herausfinden, was mit der verschollenen Nichte des ehemaligen Konzernchefs passiert ist, die vor mehr als vier Jahrezehnten im Alter von 13 Jahren spurlos verschwand. Unter dem Deckmantel, die Familienchronik der Vangers zu schreiben, soll Mikael ein Jahr lang eigene Ermittlungen anstellen. Unterstützung bekommt er dabei schließlich von der unzugänglichen Lisbeth Salander, einer jungen Privatdetektivin mit eigenwilligem Aussehen und Charakter. Was die beiden dann entdecken, das, lest selbst!


Meine Meinung: Die Geschichte läuft in drei parallelen Handlungsträngen ab, die sich erst kreuzen und dann im Laufe des Romans zu einem Ganzen vereinen. 

Zum einen ist da der sich im Ruhestand befindende Konzernleiter Henrik Vanger, der verzweifelt das Verschwinden seiner Nichte Harriet aufklären will, die seit 43 Jahren als vermisst/tot gilt.

Zum anderen ist da die Hackerin und Außenseiterin Lisbeth Salander, die ein dunkles Geheimnis mit sich trägt, welches dem Leser vorerst nicht bekannt ist. Bevor sie zu Mikaels "Zwei-Mann-Ermittlungsteam" stößt, geschehen Dinge mit ihr, die jeden normalen Menschen psychisch und physisch in die Knie zwingen würden, aber Lisbeth ist tough (oder einfach nur gleichgültig).

Die dritte Handlung dreht sich um oben genannten Journalisten und die "Wennerström-Affäre", die allerdings mehr zu Beginn und zum Ende des Buches beleuchtet werden.
Während der Ermittlungen fällt dieses Thema mehr oder weniger unter den Tisch.


Mehrere Punkte haben mich bei dieser Lektüre leider gestört:

Mikael ist ein Frauenmagnet, der schlafen kann mit wem er will, ohne dass es zu allzu großen Eifersüchteleien kommt. Denn, dass sich jede Frau, mit der er schläft, auf kurz oder lang in ihn verliebt, ist ja wohl klar. Er scheint eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf alle weiblichen Wesen zu haben, mit denen er zu tun hat und findet es völlig normal, sich durch halb Schweden zu schlafen. WÜRG! Nichts gegen den Lebensstil, wechselnde Partner zu haben, generell, aber die Selbstverständlichkeit, mit der sich die Frau "erniedrigen" und sich auf ihn einlassen, obwohl sie wissen, dass es im Herzschmerz enden wird...mag ich einfach nicht :/

Zwischendrin dachte ich, "Das Buch handelt von Menschen, Männern und Frauen. Die meisten Männer hassen FrauenUnd eine Frau hasst die Männer, die Frauen hassen. Dem Rest der Welt (die, die niemanden hassen?), ist das alles so ziemlich egal, solange es genug zu Essen/Trinken/Tun gibt..."(Dieses Gefühl verstärkt sich übrigens, wenn man Verdammnis und Vergebung liest.)

Die Gewalttätigkeit und Grausamkeit in manchen Szenen hat mich er- und abgeschreckt, in einem Maße, dass es mich zeitweise geschüttelt hat vor Ekel und Verachtung. Ich dachte kurzfristig, dass ich einfach nichts mehr gewohnt bin, stieß dann aber auf eine Amazon-Rezension, deren Verfasser ähnlich denkt wie ich:
"Genauso wie die genüsslich beschriebenen SM-Gewaltszenen, die in diesem Buch immer wieder auftauchen. Hier geschieht nichts im Einverständnis unter Erwachsenen, hier wird Menschen - völlig überflüssig für den Erzählstrang - extreme Gewalt angetan."

"Verblendung" ist ein Wirtschaftskrimi. Leider kenne ich mich damit eher weniger aus und wenn es zu längeren Abschnitten kam, die von bestimmten Abläufen erzählten, überflog ich diese meistens nur. So verpasste ich nichts, was vielleicht wichtig gewesen wäre und konnte gleichzeitig wieder zum eigentlichen Geschehen vordringen. 
Ich besitze den Ehrgeiz, ein Buch, das ich angefangen habe, auch zu Ende zu lesen. Bei diesem Buch musste ich mich manchmal dazu zwingen umzublättern. Dann wieder konnte ich es nicht aus der Hand legen. Viele Nebenhandlungen fand ich verwirrend und/oder unnötig. Die Figuren, die man näher kennen lernt, handelten meist ihrem Charakter entsprechend, manchmal aber auch nicht...Künstlerische Freiheit? Alles in Allem, ein Buch, dem ich mit gemischten Gefühlen gegenüberstehe. Es war nicht schlecht, an manchen Stellen sogar spannend, aber insgesamt fehlt mir das gewisse Etwas.

Fazit: Nicht hui, nicht pfui.


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